Versteckter Zucker in veganen Ersatzprodukten – wie süß ist „gesund“ wirklich? 🍭🌱
Vegan heißt nicht automatisch gesund. Viele pflanzliche Ersatzprodukte werben mit cleanem Image, hübschen Schlagworten wie „natürlich gesüßt“ oder „ohne raffinierten Zucker“. Doch wer die Zutatenliste liest, entdeckt schnell: Zucker versteckt sich dort in allen möglichen Formen, Namen und Aggregatzuständen. Von Agavendicksaft über Maltodextrin bis Fruchtsüße – fast jedes Ersatzprodukt nutzt eine oder mehrere Zuckerquellen, oft so geschickt kombiniert, dass sie auf der Packung harmlos wirken.
Gerade Sportler, die vegan leben und auf Leistung achten, sollten wissen, wo Zucker lauert – denn nicht jeder süße Stoff liefert Energie, die dem Körper wirklich guttut.
Wie viel Zucker ist laut WHO überhaupt noch okay? 🍫
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, dass freie Zucker – also alle zugesetzten Zuckerarten (auch Sirupe, Fruchtsäfte oder Honig) – nicht mehr als 10 % der täglichen Energieaufnahme ausmachen sollten.
Für eine optimale Gesundheit rät sie sogar dazu, diesen Anteil auf unter 5 % zu senken.
Was bedeutet das konkret?
Ein Erwachsener mit einem Energiebedarf von etwa 2.400 Kilokalorien pro Tag (was für eine 80 kg schwere, körperlich aktive Person realistisch ist) sollte demnach:
10 % Grenze: maximal 240 kcal aus Zucker zu sich nehmen → das entspricht etwa 60 g Zucker pro Tag
5 % Idealwert: etwa 25–30 g Zucker pro Tag
Zum Vergleich:
Ein einzelner Snickers-Riegel (50 g) enthält rund 25 g Zucker – also fast die komplette empfohlene Tagesmenge nach WHO-Richtlinie.
Oder anders gesagt:
Wer sich an die gesunde 5 %-Grenze hält, darf theoretisch einen Snickers am Tag essen – und sonst keinen weiteren Zucker aus Getränken, Soßen, Brotaufstrichen oder Fertigprodukten.
Ein Liter Fruchtsaft, eine Portion Sojajoghurt mit Fruchtsüße und eine kleine vegane Wurst mit Glukosesirup – und die Empfehlung ist längst überschritten.
Zum Vergleich:
Ein einzelner Snickers-Riegel (50 g) enthält rund 25 g Zucker – also fast die komplette empfohlene Tagesmenge nach WHO-Richtlinie.
Oder anders gesagt:
Wer sich an die gesunde 5 %-Grenze hält, darf theoretisch einen Snickers am Tag essen – und sonst keinen weiteren Zucker aus Getränken, Soßen, Brotaufstrichen oder Fertigprodukten.
WHO-Grenze (10 %)
60 g Zucker pro Tag
(≈ 240 kcal)
2,5 Snickers
WHO-Idealwert (5 %)
25–30 g Zucker pro Tag
(≈ 100–120 kcal)
1 Snickers
Durchschnittlicher Deutscher
90–100 g Zucker pro Tag
(≈ 400 kcal)
4 🍫 Snickers
Ein Liter Fruchtsaft, eine Portion Sojajoghurt mit Fruchtsüße und eine kleine vegane Wurst mit Glukosesirup – und die Empfehlung ist längst überschritten.
Braucht unser Körper wirklich Zucker? 🧠
Unser Körper – und vor allem unser Gehirn – benötigen Glukose (Traubenzucker) als Energiequelle, um richtig zu funktionieren. Rund 75 Prozent der aufgenommenen Glukose gehen direkt ans Gehirn, denn Denken, Lernen und Konzentration verbrauchen erstaunlich viel Energie.
Das bedeutet aber nicht, dass wir Zucker essen müssen. Der Körper ist clever genug, Glukose selbst herzustellen – und zwar aus komplexen Kohlenhydraten wie Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen oder sogar aus Kartoffeln. Diese Quellen liefern die gleiche Energie, nur langsamer, nachhaltiger und ohne die Blutzuckerspitzen, die bei Süßigkeiten oder Sirup entstehen.
Zucker ist also kein Feind – aber auch kein Freund, den man täglich besuchen sollte.
Warum so viel Zucker in veganen Produkten steckt
Zucker ist billig, schmeckt gut, bindet Wasser und sorgt für cremige Konsistenz. Das gilt für Sojajoghurts genauso wie für vegane Wurst, Aufstriche, Müsliriegel oder Proteinshakes. Viele Hersteller ersetzen tierische Fette oder Milchbestandteile durch pflanzliche Fette, Ballaststoffe – und Zucker. Der sorgt dann für die gewünschte Textur und mildert Bitterstoffe von pflanzlichem Eiweiß (z. B. aus Erbsen, Soja oder Lupinen).
Problematisch wird es, wenn Zucker in mehreren Varianten gleichzeitig vorkommt: etwa Glukosesirup, Maltodextrin und Fruchtsüße. Jede Variante zählt einzeln, erscheint also weiter hinten in der Zutatenliste – obwohl die Summe beträchtlich ist. Eine clevere Täuschung, die auf den ersten Blick gesunde Produkte „besser“ aussehen lässt, als sie sind.
🧂 Zuckerarten & Süßungsmittel in veganen Ersatzprodukten – mit Ampelbewertung
| Ampel | Zuckername | Kategorie | Typischer Einsatz | E-Nummer | Hinweis / Bewertung |
|---|---|---|---|---|---|
| 🟥 | Zucker / Saccharose | Klassischer Zucker | Grundsüße in fast allen Ersatzprodukten | – | Hochverarbeitet, schnell verfügbarer Zucker |
| 🟥 | Weißzucker, Raffinadezucker | Klassischer Zucker | Backwaren, Snacks | – | Reine Kalorien, keine Nährstoffe |
| 🟥 | Brauner Zucker, Vollrohrzucker | Klassischer Zucker | Desserts, Müslis | – | Gleicher Effekt wie Weißzucker |
| 🟥 | Rohrzucker, Rohrohrzucker, Rübenzucker | Klassischer Zucker | Pflanzendrinks, Aufstriche | – | Chemisch identisch mit normalem Zucker |
| 🟥 | Kandiszucker, Kristallzucker | Klassischer Zucker | Glasuren, Süßwaren | – | Hoher glykämischer Index |
| 🟥 | Glukosesirup / Fruktosesirup / Glukose-Fruktose-Sirup | Sirup / Flüssigzucker | Fleischersatz, Soßen | – | Steigert Appetit, treibt Blutzucker an |
| 🟥 | Invertzuckersirup | Sirup | Brotaufstriche, Kekse | – | Mischung aus Glukose & Fruktose |
| 🟥 | Maissirup / Tapiokasirup | Sirup | Proteinriegel, Drinks | – | Hoher glykämischer Index |
| 🟨 | Agavendicksaft | Pflanzlicher Sirup | Clean-Label-Produkte | – | Natürlich, aber fruktosereich |
| 🟨 | Ahornsirup / Reissirup / Dattelsirup / Yaconsirup | Pflanzliche Sirupe | Müslis, Dressings | – | Enthält Mikronährstoffe, aber kalorienreich |
| 🟨 | Kokosblütensirup / -zucker | Pflanzlicher Zucker | Riegel, Snacks | – | Mineralstoffe, aber kaum gesünder |
| 🟨 | Zuckerrübensirup / Melasse | Pflanzlicher Zucker | Brot, Aufstriche | – | Enthält Eisen, aber sehr süß |
| 🟥 | Glukose (Dextrose, Traubenzucker) | Einfachzucker | Sportdrinks, Riegel | – | Blutzuckerspitzen, kurzfristige Energie |
| 🟥 | Fruktose (Fruchtzucker) | Einfachzucker | Fruchtsäfte, Joghurt | – | In hohen Mengen belastend für Leber |
| 🟨 | Maltose / Malzzucker | Zweifachzucker | Brot, vegane Wurst | – | Liefert Röstaroma, aber Zucker bleibt Zucker |
| 🟨 | Dattelzucker, Fruchtsüße, Trockenobst | Natürliche Süße | Clean-Eating-Produkte | – | „Natürlich“, aber hohe Zuckerdichte |
| 🟨 | Fruchtsaftkonzentrat / Apfelsüße / Birnendicksaft | Natürliche Süße | Getränke, Desserts | – | Industriell konzentriert – Zucker pur |
| 🟥 | Maltodextrin / Dextrin / Stärkesirup | Stärkeprodukt | Eiweißpulver, Soßen | – | Wird schnell zu Zucker abgebaut |
| 🟨 | Malzextrakt / Gerstenmalzextrakt | Malzprodukt | Brote, Ersatzprodukte | – | Liefert Aroma, kaum Nährwert |
| 🟨 | Oligofruktose / Oligofruktosesirup | Ballaststoffähnlich | Zuckerarme Produkte | – | Leicht süßend, kann blähen |
| 🟩 | Erythrit | Zuckeralkohol | Zuckerfreie Riegel, Snacks | E968 | Kalorienfrei, gut verträglich |
| 🟩 | Xylit (Birkenzucker) | Zuckeralkohol | Zahnpflegeprodukte, Desserts | E967 | Gut für Zähne, in Mengen abführend |
| 🟩 | Sorbit | Zuckeralkohol | Light-Produkte, Kaugummis | E420 | In Maßen okay, abführend möglich |
| 🟩 | Mannit | Zuckeralkohol | Diätprodukte | E421 | Wenig Kalorien, kann abführend wirken |
| 🟩 | Maltit | Zuckeralkohol | Light-Produkte, Süßwaren | E965 | Kalorienreduziert, süß wie Zucker |
| 🟩 | Isomalt | Zuckeralkohol | Bonbons, Diätprodukte | E953 | Stabiler Zuckeralkohol, gut verträglich |
| 🟩 | Stevia (Steviolglycoside) | Intensivsüßstoff | Getränke, Proteinpulver | E960 | Natürlich, kalorienfrei |
| 🟨 | Aspartam | Intensivsüßstoff | Diätprodukte, Drinks | E951 | Künstlich, kontrovers diskutiert |
| 🟨 | Sucralose | Intensivsüßstoff | Proteinprodukte, Getränke | E955 | Sehr süß, hitzestabil |
| 🟨 | Acesulfam-K | Intensivsüßstoff | Softdrinks, Desserts | E950 | Oft in Kombination mit Aspartam |
| 🟨 | Cyclamat | Intensivsüßstoff | Getränke, Light-Produkte | E952 | Verboten in USA, in EU erlaubt |
| 🟩 | Polydextrose | Füllstoff / Süßungsmittel | Proteinriegel, Diätprodukte | E1200 | Ballaststoffähnlich, kaum Zucker |
| 🟨 | Fruchtextrakt / Fruchtsaft | Natürliche Quelle | Smoothies, Joghurts | – | Versteckte Zuckerquelle |
| 🟥 | Karamellzucker / Karamellsirup | Zusatzstoff | Fleischersatz, Soßen | E150a–d | Reiner Zucker, als Farbstoff genutzt |
| 🟨 | Dextroseäquivalent | Technischer Begriff | Bindemittel | – | Hinweis auf stärkeabgeleiteten Zucker |
| 🟨 | Süßende Zutat / Süßungsmittel (nicht definiert) | Sammelbegriff | Clean-Label-Produkte | – | Marketingbegriff, meist Zuckerbasis |
Legende:
🟥 = stark verarbeiteter Zucker 🟨 = natürliche oder mäßig verarbeitete Süße 🟩 = kalorienarme / funktionelle Alternative
Ergänzende Hinweise:
-
E-Nummern ohne Eintrag (–) bedeuten: keine offizielle Zusatzstoffnummer, weil es sich um „klassische Zutaten“ handelt, nicht um deklarationspflichtige Zusatzstoffe.
-
E150a–d steht für verschiedene Karamelltypen (E150a = einfach, E150d = Ammoniumsulfit-Karamell).
-
Diese Version ist komplett EU-konform und ideal für Verbraucheraufklärung.
Die Zucker-Ampel für vegane Ersatzprodukte
Damit du auf einen Blick erkennst, was im Glas, Becher oder Burger steckt, hilft die Zucker-Ampel.
Sie funktioniert ganz einfach:
🟥 Rot: Stark verarbeiteter Zucker (z. B. Saccharose, Glukosesirup, Invertzucker). Diese liefern schnelle Energie, aber keine Nährstoffe.
🟨 Gelb: Natürliche Süßungsmittel wie Dattelsirup, Kokosblütenzucker oder Reissirup. Sie sind minimal besser, enthalten aber ebenfalls viel Fruktose und Kalorien.
🟩 Grün: Zuckerarme oder funktionelle Alternativen wie Erythrit, Stevia oder Polydextrose. Sie belasten den Blutzucker kaum, sind aber in größeren Mengen manchmal schwer verdaulich.
👉 Profi-Tipp für Zutatenlisten:
Alles, was auf „-ose“, „-sirup“, „-dicksaft“ oder „-extrakt“ endet, ist Zucker – auch wenn es natürlich klingt.
Zucker-Checkliste zum Mitnehmen
Deine kompakte Ampel-Übersicht mit E-Nummern für vegane Produkte – perfekt für den nächsten Einkauf.
- Alle versteckten Zuckerbezeichnungen auf einen Blick
- E-Nummern, die auf Zucker/Süßungsmittel hinweisen
- Grün/Gelb/Rot-Ampel mit kurzer Bewertung
Tipp: Ausdrucken oder als PDF am Handy speichern – so erkennst du Zuckerfallen direkt im Supermarkt.
Beispiele aus der Praxis
Schauen wir uns ein paar typische Fallen an:
Vegane Wurst: enthält oft Glukosesirup (bindet Wasser) und Maltodextrin (Trägerstoff). Beide werden im Körper schnell zu Glukose.
Pflanzliche Joghurts: sind häufig mit Fruchtsüße, Agavendicksaft oder Apfelsaftkonzentrat gesüßt. Klingt gesund, ist aber nichts anderes als konzentrierter Zucker.
Proteinriegel: enthalten meist Maissirup, Maltit oder Isomalt – Süßstoffe mit abführender Wirkung, wenn man zu viel davon isst.
Haferdrinks: setzen oft auf Enzymatisch aufgespaltene Stärke – das bedeutet im Klartext: Zucker in Glukoseform.
Je „cleaner“ und „veganer“ das Label klingt, desto genauer sollte man hinsehen. Selbst im Bio-Regal lohnt sich der Blick auf die Zutaten.
Zuckerarme Alternativen – was wirklich besser ist
Ein paar Süßungsmittel stechen positiv hervor:
Erythrit ist kalorienfrei, beeinflusst den Blutzucker kaum und schmeckt neutral. Stevia ist extrem süß, aber natürlich. Polydextrose liefert kaum Energie, hat dafür aber einen präbiotischen Effekt im Darm.
Wenn du selbst kochst, kannst du auf natürliche Süße aus Früchten, Datteln oder etwas Kokosblütenzucker setzen – Hauptsache, du weißt, wie viel du wirklich verwendest.
Noch besser: Viele vegane Gerichte schmecken mit Gewürzen (z. B. Zimt, Vanille, Kakao, Kardamom) süßer, ganz ohne Zucker.
Weiterführende Informationen & Quellen
Wenn du tiefer in das Thema Zucker, Gesundheit und bewusste Ernährung eintauchen möchtest, findest du hier einige fundierte Quellen, auf denen dieser Artikel basiert:
🧭 WHO – Richtlinie: Zuckeraufnahme für Erwachsene und Kinder (2015)
Offizielle Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation zur maximalen Zuckerzufuhr pro Tag – mit klaren Zahlen und gesundheitlichen Begründungen.🍬 Verbraucherzentrale – Zucker hat viele Namen
Es ist durchaus möglich, dass in der Zutatenliste „Zucker“ gar nicht erscheint, aber dennoch mitunter viel Zucker enthalten ist.🌿 Ecodemy – Zuckeraustauschstoffe im Überblick
Ausführlicher Artikel zu Süßstoffen, Zuckeralkoholen und Alternativen in der veganen Ernährung – ideal für alle, die tiefer einsteigen wollen.
Diese Quellen zeigen deutlich: Wissen schützt vor Zuckerfallen – und wer die Namen kennt, hat die süße Wahrheit schon halb entlarvt.
Fazit: Bewusst süßen statt blind vertrauen
Vegan und gesund schließen sich nicht aus – aber es braucht Bewusstsein.
Wenn du weißt, dass Agavendicksaft genauso Zucker ist wie Glukosesirup, kannst du selbst entscheiden, welche Produkte in deinen Einkaufswagen kommen.
Gerade wer Sport treibt, abnehmen oder Leistung steigern will, sollte die süßen Fallen kennen – und sie gezielt umgehen.
Wenn du dich für gesunde, leistungssteigernde Ernährung beim Radfahren interessierst, lies auch meine Eiweiß-Serie für vegane Sportler – dort erfährst du, wie du Muskeln aufbaust, ohne Zuckerbomben zu essen.
Und falls du wissen willst, wie sich bewusste Ernährung auf Ausdauer und Willenskraft auswirkt:
👉 Schau dir meinen Tourbericht über 270 km an einem Tag an – mit der richtigen Ernährung ist das kein Traum, sondern Training mit System.
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