
Kempten 70
Frühling, Schotter, Giersch – meine erste Graveltour 2025 durchs Allgäu
Mit der Bahn ins Abenteuer
Los ging’s ganz entspannt – ich bin mit der Bahn nach Kempten gefahren. Eine super Ausgangslage für Touren durchs Oberallgäu, auch wenn der erste Radkilometer natürlich immer der vom Gleis bis zur Route ist 😄

Tour „Kempten 70“ aus dem Buch Allgäu Gravel
Die Route habe ich übrigens aus dem Buch „Allgäu Gravel“ von Ines Thomas & Max Schumann – eine echte Schatzkiste für alle, die gerne Schotter unter den Reifen spüren. Die Tour trägt dort den Namen „Kempten 70“, was ziemlich genau die Länge in Kilometern widerspiegelt – aber Vorsicht:
Die Tour ist nichts für Anfänger!
Teilweise sind die Abschnitte technisch anspruchsvoll, mit wurzeligen Trails, steilen Anstiegen und engen Pfaden. An ein paar Stellen musste ich sogar das Rad schieben, weil es zu steil oder zu tricky war. Also: am besten mit guter Kondition, griffigen Reifen und Gelassenheit rangehen.
Start in Kempten – römisch, barock und gravelbereit
Gestartet bin ich direkt in Kempten, einer Stadt, die viel mehr ist als bloß Ausgangspunkt. Sie gilt als eine der ältesten Städte Deutschlands – mit Wurzeln, die bis in die Römerzeit zurückreichen. Die Römer nannten den Ort Cambodunum, und wer Zeit hat, sollte sich das Archäologische Park Cambodunum (APC) nicht entgehen lassen. Dazu kommt eine lebendige Altstadt mit barocken Kirchen, kleinen Cafés, einer tollen Fußgängerzone – und trotzdem bist du in fünf Minuten im Grünen. Perfekt für alle, die Geschichte und Schotter kombinieren wollen.



Auf Schotter durch Wald und Eiszeit-Geschichte
Es ging direkt hinein in den Kemptener Wald – ein uralter Mischwald, durchzogen von Trails und kleinen Wegen. Hier kommt man nicht nur ins Fahr-Flow, sondern auch ein bisschen ins Staunen:
Immer wieder liegen dort riesige Gesteinsbrocken mitten im Wald – sogenannte Findlinge. Sie stammen aus der letzten Eiszeit und wurden von Gletschern vor etwa 10.000 Jahren in diese Region transportiert. Besonders eindrucksvoll ist der:
Dengelstein – wo der Teufel seine Sense dengelte
Ein Highlight der Tour war der Dengelstein bei Waltenhofen. Dieser riesige Felsblock liegt etwas versteckt im Wald, aber der kurze Abstecher lohnt sich. Laut Legende hat dort einst der Teufel höchstpersönlich seine Sense geschärft – daher der Name. Tatsächlich ist der Dengelstein ein Überbleibsel der Würm-Kaltzeit und gehört zu den imposantesten Findlingen im Allgäu. Ideal für eine kurze Verschnaufpause mit Sagenstimmung.
Kochen auf Tour – Giersch-Tabouleh kurz vorm Sennenbach
Kurz vor der Brücke über den Sennenbach habe ich mein Rad abgestellt, meinen Trangia ausgepackt und losgelegt. In meinem kleinen Beutel: frischer Giersch, den ich vorher gesammelt hatte, Bulgur, Zitronensaft, Pfefferminze, Olivenöl und ein bisschen Ras el Hanout. In 20 Minuten stand ein echtes Wildkräuter-Tabouleh auf meinem Teller. Besser kann Outdoor-Küche nicht sein.
👉 Das Rezept findest du hier.



Moore, Aussicht und Gravel-Abenteuer
Die Strecke führte weiter durchs Mühlbachtal, übers Moor, vorbei an Oy-Mittelberg und hoch nach Sulzberg mit Panoramablick über den Voralpenrand. Einige Abschnitte waren dabei richtig technisch – steil, eng, rutschig, mit kleinen Brücken und Stufen. Teilweise hieß es: Rad schultern und durch!










Rottachsee – Weite, Wasser, Wind
Ein echtes Highlight auf der Tour war für mich der Blick auf den Rottachsee – einer der größten Stauseen im Allgäu, umgeben von sanften Hügeln, Wiesen und mit traumhafter Aussicht auf die Allgäuer Alpen. Wenn man dort entlangrollt, spürt man sofort diese besondere Weite, die einem nach den engen Waldtrails richtig gut tut. Der See ist übrigens ein beliebter Spot zum Baden, Segeln und SUPen – ich hatte zwar keine Badesachen dabei, aber eine kurze Pause am Ufer mit Blick aufs glitzernde Wasser war Gold wert. Wer mag, kann hier wunderbar rasten, die Trinkflasche auffüllen und einfach mal durchatmen.

Rückreise – von entspannt keine Spur
Die Heimfahrt sollte eigentlich locker in ca. 1 Stunde über die Bühne gehen – tja, sollte. Aufgrund von Personalmangel im Stellwerk wurde es ein echtes Bahn-Abenteuer: über 3 Stunden unterwegs, 4-mal umsteigen, ein großer Umweg – und irgendwann einfach nur noch durchhalten. Immerhin war ich satt, sonnenverwöhnt und innerlich tiefenentspannt vom Tag.
Fazit:
Graveln im Allgäu kann wild, weich, waldig – und manchmal auch verkehrstechnisch nervig sein. Aber gerade die Mischung macht’s: Schotter unter den Reifen, Wildkräuter im Kochtopf, Zug-Chaos im Rückspiegel.
Die „Kempten 70“ aus Allgäu Gravel ist eine anspruchsvolle, aber wunderschöne Tour – nix für Anfänger, aber ein Traum für alle, die gern auch mal das Rad schieben, zwischendurch staunen und am Ende mit einem breiten Grinsen wieder zurück nach Kempten rollen.


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