Mit dem Zug ins Allgäu, raus aus dem Alltag, rein ins Gravelabenteuer – so startete meine Tour auf der Strecke „Kempten 70“ aus dem Buch Allgäu Gravel von Ines Thomas und Max Schumann. Eine perfekte Mischung aus Kultur, Trailspaß und Naturerlebnis. Warum diese 70 Kilometer alles andere als ein Sonntagsspaziergang sind, erfährst du in diesem Artikel.
Die Tour begann ganz entspannt: Mit der Bahn nach Kempten, einem der besten Startpunkte für Radabenteuer im Oberallgäu. Kempten ist nicht nur logistisch perfekt angebunden, sondern auch geschichtlich spannend: Als ehemalige römische Siedlung Cambodunum bietet die Stadt alles von Archäologiepark über Barockkirchen bis hin zu Cafés in der Altstadt.
Tipp: Wer Zeit hat, sollte vor der Tour einen Abstecher in den Archäologischen Park Cambodunum einplanen.
Gleich hinter der Stadtgrenze ging es rein in den Kemptener Wald. Alte Forstwege, wurzelige Trails und versteckte Pfade brachten echtes Gravel-Feeling. Besonders beeindruckend: Die riesigen Findlinge, die die Gletscher der letzten Eiszeit hier liegen ließen.
Ein besonderes Highlight:
Ein kolossaler Felsbrocken bei Waltenhofen, um den sich eine alte Sage rankt: Der Teufel soll hier seine Sense geschärft haben. Ein magischer Ort für eine kurze Pause und ein paar Fotos.
Kurz vor der Brücke über den Sennenbach war Outdoor-Küche angesagt: Trangia raus, Topf drauf, Giersch aus dem Beutel. Zusammen mit Bulgur, Zitronensaft, Olivenöl, Pfefferminze und Ras el Hanout entstand ein frisches, nahrhaftes Tabouleh. Der Duft allein war die ganze Tour wert.
Rezept hier: [Giersch-Tabouleh]
Ab dem Mühlbachtal wurde es sportlich. Auf engen, steilen Trails ging es übers Moor und durch dichte Wälder. Teilweise war Schieben angesagt – und zwar nicht nur kurz. Gerade rund um Sulzberg war technisches Können gefragt. Aber die Panoramablicke und das Flow-Gefühl entschädigten für jeden Tropfen Schweiß.
Der Rottachsee markierte den landschaftlichen Höhepunkt der Tour. Der Blick über den glitzernden See auf die Allgäuer Alpen war schlichtweg atemberaubend. Ideal für eine letzte große Pause, um die Flasche aufzufüllen, durchzuatmen und den Moment zu genießen.
Eigentlich war die Heimfahrt nach diesem gelungenen Tag als entspannter Abschluss gedacht. Doch durch Personalmangel im Stellwerk wurde daraus ein Geduldsspiel:
„Kempten 70“ ist keine Feierabendrunde, sondern ein echtes Allgäuer Gravel-Abenteuer: abwechslungsreich, technisch herausfordernd, geschichtlich spannend und landschaftlich grandios. Wer bereit ist für Wurzeln, Weitblick und Wildkräuterküche, wird diese Tour lieben.