
📅 Tag 20 – Inselhüpfen mit Gegenwind, Steinwüste und Luxusanker in Rab
Heute war einer dieser Tage, an denen sich Reisegefühl und Abenteuerlust ganz besonders entfalten.
106 Kilometer, 1100 Höhenmeter, drei Inseln, zwei Fähren und am Ende ein Hotelbett mit vier Sternen.
Von der kargen Mondlandschaft Pags bis zur mittelalterlichen Schönheit von Rab – dieser Tag hatte alles, was eine Radreise einzigartig macht.

Von Ugljan nach Zadar – und hinein in die Steinwüste
Die Etappe begann früh auf der Insel Ugljan. Noch bevor die Sonne zu heiß brannte, ging es Richtung Zadar – mit der Fähre zurück aufs Festland und durch die historische Stadt am Meer.
Doch lang blieb ich nicht, denn mein Ziel war die Insel Pag – und was mich dort erwartete, war… anders.



🏝️ Pag – Stein, Salz, Wind und wilde Schönheit
Die Insel Pag hat mich auf ganz eigene Weise beeindruckt.
Sie ist trocken, karg, fast vegetationslos – eine Art steinige Wüste mitten in der Adria.
Der erste Eindruck war fast surreal: helle Felsen, zerklüftete Hügel, kaum Bäume oder Schatten. Der Asphalt schlängelte sich durch eine Landschaft, die mehr an den Mond als an das Mittelmeer erinnerte.
Doch genau das macht Pag so besonders.
Hier dominiert das Unfertige, das Ungezähmte. Der ständige Wind – oft der gefürchtete Bora – formt das Gelände, und die wenigen Sträucher klammern sich an den Fels, als wüssten sie, wie kostbar jeder Tropfen Wasser ist.
Pag ist bekannt für seine Salzgewinnung, den berühmten Paški Sir (Schafskäse), seine spärliche Vegetation – und seine Rauhheit.
Und gerade als Radfahrer spürt man die Landschaft mit jeder Faser: Gegenwind, Hitze, Steigung, Einsamkeit – und absolute Faszination.



🐢 Eine Schildkröte und ein kurzer Moment der Stille
Manchmal sind es die kleinen Begegnungen am Wegesrand, die einem den Tag besonders machen – so auch heute:
Auf dem Rückweg von einer kurzen Steigung, mitten in der steinigen Weite von Pag, sah ich etwas Dunkles mitten auf der Straße. Erst dachte ich, es sei ein Stein – aber als ich näher kam, bewegte sich das „Hindernis“ plötzlich langsam vorwärts.
Eine Schildkröte!
Mitten auf der Straße, gemächlich, völlig unbeeindruckt vom Verkehr (oder besser gesagt: vom Glück, dass gerade keiner kam).
Ich habe angehalten, bin abgestiegen und hab sie vorsichtig gepackt – sie zog sofort Kopf und Beine ein, als hätte sie geahnt, dass etwas passiert.
Ein kurzer Blickkontakt, ein stiller Moment, dann habe ich sie ein paar Meter weiter ins schützende Gras neben der Straße gesetzt.
Vielleicht war es nur ein kleiner Akt – aber für mich war es ein Moment voller Symbolik:
So wie ich unterwegs bin, in meinem eigenen Tempo, verletzlich und dennoch voller Entschlossenheit, war auch diese Schildkröte auf ihrem Weg.
Und manchmal braucht es einfach jemanden, der kurz anhält – und hilft, damit man weiterkommt.



⛴️ Von Lun nach Rab – Warten, Wellen & Wunder
Am nördlichen Zipfel von Pag, im kleinen Hafenort Lun, musste ich dann erstmal warten – ganze drei Stunden, bis die nächste kleine Fähre mich weiterbringen konnte.
Die Zeit nutzte ich für einen Imbiss, ein paar Fotos – und um einfach mal still aufs Meer zu schauen.
Als es endlich soweit war, wurde mein Fahrrad vorne auf dem Bug festgebunden, während ich mit nur zwei weiteren Passagieren übersetzte – eine ganz ruhige, persönliche Überfahrt.
Nach dem Tag voller Sonne und Stein war das fast schon meditativ.


🏨 Ankommen in Rab – 20 Meter vom Hafen bis zum Bett
Die Stadt Rab begrüßte mich mit offenen Armen – und Touristen.
Ein starker Kontrast zum einsamen Pag. Rab ist lebendig, alt, gepflegt, fast schon perfekt herausgeputzt.
Und wie zur Belohnung nach dem langen Tag:
Mein Hotel, das Arbiana Heritage Hotel, liegt direkt am Hafen. Keine 20 Meter zu Fuß, dann:
Dusche, frische Bettwäsche, ein gekühltes Getränk und vier Sterne Komfort.
Ein würdiger Abschluss für einen Tag voller Reize.
🏛️ Rab – Geschichte in vier Türmen
Die Altstadt von Rab ist ein architektonisches Juwel.
Schon im 10. Jahrhundert war sie Sitz eines eigenen Bistums, und das Stadtbild wird noch heute von vier markanten Kirchtürmen geprägt, die sich wie eine mittelalterliche Skyline über der Stadt erheben.
Rab war unter den Römern als „Felix Arba“ – das glückliche Rab – bekannt, ein wichtiger See- und Handelspunkt.
Im Mittelalter wurde Rab zur freien Kommune unter venezianischem Einfluss und wuchs zu einem Zentrum für Kultur und Handwerk heran.
Die Stadt war gut befestigt, und viele der Mauern, Tore und Paläste sind noch heute erhalten.
Besonders beeindruckend ist die Kathedrale Sveta Marija, die bereits im 12. Jahrhundert errichtet wurde.
Das Bistum Rab wurde zwar 1828 aufgehoben, aber die kirchliche Prägung der Stadt ist überall spürbar.
Heute ist Rab nicht nur wegen seiner Geschichte berühmt, sondern auch wegen der mittelalterlichen Sommerfeste und seines Rufs als eine der schönsten Altstädte an der Adria.




🌱 Persönlicher Eindruck
Von Steinlandschaft und Wind bis zum komfortablen Hotelbett war heute alles dabei.
Die Insel Pag hat mich mit ihrer Unnachgiebigkeit fasziniert. Rab dagegen mit ihrer offenen Schönheit empfangen.
Kontraste wie sie größer nicht sein könnten – aber genau das ist Radreisen: Spüren, was Orte mit dir machen.
🧠 Zitat des Tages
„Nicht jeder Tag braucht Applaus – aber manche verdienen einen Stern.“


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