Die letzten Kilometer meiner Radtour von Ulm über Zagreb bis an die Küste Kroatiens, durch die Berge Sloweniens und entlang der türkisfarbenen Soča nach Villach lagen hinter mir. Die Beine schwer, das Herz leicht – so saß ich an einem der letzten Abende dieser intensiven Reise mit einem Buch in der Hand, das mich unmittelbar berührte: „Namaste Himalaya“ von Michael Moritz.
Ich hatte es mir ganz bewusst bis zum Schluss aufgehoben – als stillen Gegenpol zum körperlichen Unterwegssein, als kleine meditative Nachbereitung meines Sommerabenteuers. Und ich hätte mir kaum ein passenderes Buch wünschen können.
Worum geht’s in Namaste Himalaya?
Michael Moritz erzählt in diesem Buch keine typische Reisegeschichte mit Heldentaten, Höhenrekorden oder To-do-Listen für Abenteurer. Stattdessen nimmt er uns mit auf eine leise, tiefgehende Reise in die Berge Nepals – und noch mehr in die Tiefen seines eigenen Innenlebens.
Nach einer persönlichen Krise macht sich der Autor auf den Weg in den Himalaya. Nicht als Extremsportler, sondern als jemand, der unterwegs Antworten sucht – auf das Leben, auf sich selbst, auf das, was bleibt, wenn alles andere ins Wanken gerät. Auf dem Annapurna Circuit begegnet er nicht nur atemberaubender Natur und beeindruckenden Menschen, sondern vor allem der eigenen Rastlosigkeit.
Mit feinem Humor, viel Selbstironie und ohne Pathos beschreibt Moritz seine inneren Dialoge, seine Erschöpfung, seine Zweifel – und wie daraus nach und nach etwas anderes entsteht: Vertrauen. Eine Ruhe, die nicht „Stillstand“ bedeutet, sondern die Fähigkeit, im Moment zu sein. Nicht ständig das nächste Ziel im Kopf zu haben, sondern einfach anzukommen – mitten im Hier und Jetzt.
Warum dieses Buch nach meiner Tour genau das Richtige war
Nach rund 1.800 Kilometern auf dem Fahrrad, Tagen voller wechselnder Landschaften, Zelten in der Natur, Gesprächen mit Fremden und Momenten tiefer Zufriedenheit, war „Namaste Himalaya“ wie ein Echo meiner eigenen Reise. Es erinnerte mich daran, dass das Wertvolle oft nicht in den großen Highlights steckt, sondern im Dazwischen.
Was mir besonders gefallen hat: Moritz schreibt keine Selbstoptimierungsstory. Er will nicht beeindrucken. Stattdessen lässt er uns ehrlich teilhaben an seinem Prozess des Loslassens. Das Buch ist gut lesbar, nie überladen, und dennoch bleibt es spannend – weil es eben um etwas Echtes geht. Um Menschen. Um Zweifel. Um Hoffnung. Um Veränderung.
Fazit: Eine Leseempfehlung fĂĽr alle, die wirklich unterwegs sind
Namaste Himalaya ist kein Buch für diejenigen, die auf der Suche nach der nächsten Bucket-List sind. Es ist ein Buch für alle, die sich selbst auf einer Reise befinden – egal ob auf zwei Rädern, in Wanderschuhen oder einfach mitten im Leben.
Für mich war es der perfekte Abschluss meiner Sommertour. Es hat mir gezeigt, dass nicht die Anzahl der Kilometer zählt, nicht die spektakulären Fotos oder die exotischen Orte. Sondern das, was hängen bleibt, wenn man zur Ruhe kommt.
Und manchmal ist das größte Abenteuer einfach: anzukommen.